Seelenzoll

Hier, am sogenannten Seelenzoll, blickte man mit den leiblichen Überresten der verstorbenen Schnanner zurück auf den Heimatort. Man zog Bilanz über das Lebenswerk der Verstorbenen, ehe der Leichenzug weiterführte auf den Friedhof in Flirsch, in dem die Toten aus Schnann bis 1921 bestattet wurden. Bevor die Kapelle errichtet wurde, stand an der Stelle ein Kreuz, das die Vorbeiziehenden erinnerte für die zuletzt Verstorbenen ein Gebet zu verrichten. Der Volksmund behauptete, dass nicht beachtete arme Seelen Unheil brächten.

Im Jahre 1839 eilte Eustachius Kerber in dunkler Nacht am Kreuz vorbei nach Flirsch den Pfarrer zu holen, der das Kind taufen sollte, das seine Ehefrau Gertrud, geb. Zangerl kurz vorher zur Welt gebracht hatte. Den Eheleuten Kerber war, wie vielen Familien zu dieser Zeit, reicher Kindersegen beschieden. Einige der Kleinstkinder waren jedoch verstorben, noch bevor sie getauft werden konnten. In Gedanken bei diesen Kindern vermeinte der besorgte Vater am Kreuz einen Kindersarg zu sehen. In Angst und Sorge, dass auch das Neugeborene ohne Taufe sterben könnte, gelobte Eustachius, an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten, wenn seinem Kind die Gnade der Taufe gewährt würde.


Das fromme Gelöbnis fand Erhörung und die Familie Kerber begann noch im gleichen Jahr mit dem Bau der Kapelle, die bis zum heutigen Tag „Seelenzoll“ genannt wird. Rudolf Kathrein, der die „Geschichte zur Pfarrkirche zum Hl. Rochus in Schnann“ verfasste, berichtet von einer in Blech geprägten Inschrift auf der Stirnseite der Kapelle: „Erlös die Armen Seelen aus ihrer heißen Qual! 1844“. Diese Inschrift wurde 1981 entfernt und mit folgendem Text übermalt:


„Herr Christe,
Sei ihnen gnädig.
Von deinem Zorne
Erlöse sie.“


Die Bilder in der Kapelle zeigen dem christgläubigen Betrachter, dass die im Fegefeuer büßenden Seelen durch den Kreuzestod Christi und die Fürsprache der Muttergottes erlöst werden. Im Jahre 2008 wurde der Fund des Goldschatzes (Station: Die Goldene Stadt) von Stefan Hellbert dramatisiert. Das Stück bekam den Namen „Seelenzoll“ und wurde vor dem Wegmacherhaus uraufgeführt.

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