Der Schellenschmied

Der Schmiedshof


1703 erwarb der Schmied Jakob Scherl von Johann Starjakob das Anwesen, auf welchem heute noch der stolze Schmiedshof steht. Zum Schmiedeanwesen zählten das ganze Haus mit Stall und Stadel, Hanf- und Krautgarten sowie einigen Grundstücken. 1753 verkaufte er das gesamte Gut seinem Sohn Josef, der wie seine Nachfolger in Landwirtschaft und Schmiedehandwerk das Schmiedsgut vergrößerte. Die Familie Scherl praktizierte die bei uns im Tiroler Oberland übliche Realteilung der Erbstücke nicht, und so gab es bei verschiedenen Generationenwechseln durch die Auszahlung der Erbrichtgelder an die Weichenden wirtschaftliche Probleme. Fehlte ein direkter Erbe, so sprang ein Neffe als Nachfolger ein. Josef Scherl übernahm 1958 die Schmiede. Er blieb ledig und kinderlos und übergab seine Schmiede 1994 an seinen Neffen Walter Scherl. Walter Scherl ist der bislang letzte Schellenschmiedemeister in Österreich, der dieses Handwerk noch ausführt.

Der Schmied


Um diesen Beruf im 21. Jahrhundert ausführen zu können, muss sprichwörtlich flüssiges Metall in den Adern fließen. Sind die Schellen in schweißtreibender Knochenarbeit hergestellt, müssen erst noch Abnehmer für das Produkt gefunden werden. Diese werden immer weniger, da Viehzucht in den Bergregionen nicht mehr gewinnbringend ist, und Krampusvereine und Fanclubs diesen Abgang nicht ersetzen können.

Sind die Herstellungsmethoden durch technische Hilfsmittel erleichtert worden, so ist doch noch viel Handarbeit und Feinfühligkeit erforderlich, um Schellen herzustellen.

Die Schelle


Aus 2 Millimeter starkem Blech schneidet der Schmied die Grundform der Schelle aus. Dieser Schellenteil wird auf circa 1000 Grad Celsius erhitzt und mit dem Hammer hohlgeschlagen oder kalt mit der Presse geformt. Die Schellen werden nun an den seitlichen Schnitträndern zusammengenietet, gelötet oder geschweißt. Es entsteht ein eiförmiger Körper der unten eine ovale Öffnung, das Maul, hat. Auf und in die Schelle wird nun ein „Galgen“ geschweißt, durch den außen später der Schellriemen gefädelt und innen der „Klaffl“ gehängt wird. Ist die Schelle soweit gediehen, wird sie in einem Messingbad vermessingt. Früher bestreute man die Schellen nach einem Boraxbad mit Messingpulver, steckte kleine Schellen mit Messingspänen in die großen, deckte die Schellen mit einem Lehmmantel ab und wälzte die Schellen in der Esse im heißen Holzkohlefeuer. Die Schmiede mussten auch das Handwerk des Köhlers beherrschen, da sie die notwendige Holzkohle selbst brannten. Sie wussten auch wo sie die lehmige Erde stechen konnten, die sie für den Arbeitsgang des Vermessingen brauchten. 


Erst wenn die Schellen auf Hochglanz geschliffen und poliert sind, werden ihnen die Klaffl eingesetzt. Die kleinen Schellen werden nun auf reine Töne gestimmt und die großen zu Senntümern zusammengestellt. Drei große Schellen zusammen sollten einen schönen Dreiklang, ein Senntum, ergeben.

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