Beispielhaft mit Biowärme und Wasserkraft

Nachhaltigkeit in der Region

St. Anton am Arlberg ist eine der wenigen Tiroler Gemeinden, die sich dank  umweltfreundlicher Stromerzeugung als fast komplett energieautark bezeichnen können.

Knapp 3000 Einwohner, aber mit zeitweise 20.000 sportbegeisterten Gästen pro Tag wird der Strombedarf einer mittleren Kleinstadt benötigt: St. Anton am Arlberg nahm die Herausforderung früh an, setzte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auf saubere Wasserkraft und legte damit den Grundstein für ein umweltschonendes Netzwerk mit Versorgungssicherheit. Gefördert wurde diese Entwicklung von den Energieund Wirtschaftsbetrieben der Gemeinde St. Anton (EWAextern extern). Deren Geschäftsführer Markus Strolz erklärt im Interview, wie viel Millionen Liter Heizöl und wie viel Tonnen CO2 jährlich dank der Nahwärme eingespart werden können. Weiters spricht er über die Herausforderungen der Zukunft und richtet einen Appell an alle Verbraucher.

Kartellstausee im Sommer und Winter

Interview mit Markus Strolz, Geschäftsführung EWA

 

Sketch von Markus Strolz, EWA Geschäftsführung

Inwieweit ist St. Anton am Arlberg energieautark und welche Vorteile bringt das dem Ort?

 
"Die EWA versorgen St. Anton und den Ortsteil St. Jakob. Der Ortsteil St. Christoph und die Arlberger Bergbahnen werden von der TIWAG (Tiroler Wasserkraft AG) versorgt. Wir erzeugen im Jahr rund 53 Gigawattstunden, davon werden in der Region ca. 33 GWh verbraucht. Im Winter kaufen wir wegen des geringeren Wasserdargebotes etwas Energie zu. Da unsere Kraftwerke inselbetriebsfähig sind, können wir auch bei Ausfall unseres Partners TIWAG unsere Kunden weiter versorgen. Ein weiterer Vorteil ist der äußerst günstige Strompreis."


Wie bewährt sich das neue Nahwärme-Heizwerk?

 

Die Nahwärme St. Anton GmbH (NWSA) ist ein weiterer Schritt für die Nachhaltigkeit unseres Ortes. Derzeit werden damit ca. 80 Objekte versorgt und jährlich an die 1,8 Millionen Liter Heizöl und ca. 4.800 Tonnen CO2 eingespart. Eine Netzverdichtung erfolgt laufend, ein weiterer Ausbau in andere Ortsteile ist in Planung.


Das frühere E-Werk bzw. die EWA haben eine vorausschauende Energiewirtschaft  betrieben. Was bedeuten die EWA sozial für den Ort?
 
Die Energie- und Wirtschaftsbetriebe der Gemeinde St. Anton am Arlberg sind ein wichtiger Arbeitgeber. Sie beschäftigen derzeit 70 Ganzjahresmitarbeiter aus St. Anton und Umgebung, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten: Erzeugung (Kraftwerke), Netz (Hochspannung, Niederspannung, Trafostationen), Kommunalbereich (Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wertstoffhof, Müllentsorgung, Bodenaushubdeponie), Bauhof (Winterdienst mit Schneeräumung, Ortsbildpflege, Gebäudeinstandhaltung, Straßenerhaltung) und Gewerbe (Installationsbetrieb, Küchen, Handel und Kundendienst).

 

Was sind die Herausforderungen für die Zukunft?
 
Unser Ziel muss es sein, die Energieversorgung auf nachhaltige Weise sicherzustellen, weiter auszubauen und zu günstigen Preisen anzubieten. Wir errichten derzeit für die Gemeinde St. Anton am Arlberg Photovoltaik-Anlagen, zudem sind die technischen Einrichtungen laufend zu erneuern und an die Anforderungen anzupassen. Ein Appell geht auch an die Verbraucher: Die effiziente und sparsame Nutzung von Energie ist ein Beitrag zum Klimaschutz und schont Ressourcen.

Die Kraft, die Wohlstand schafft

 

Eine Erfolgsgeschichte vom ersten Kleinkraftwerk zum umfassenden Energie-Management.

1907 erstes Wasserkraftwerk

1907

 

Mit voller Power in die Zukunft hieß in St. Anton bereits 1907 die Devise, als im aufstrebenden Ort am Arlberg das Licht anging. Mit der Kraft des Flusses Rosanna wurden damals mit einem 20 kW-Wasserkraftwerk einige Gasthäuser mit Energie für die elektrische Beleuchtung beliefert.

1921 Krafthaus Moosbach

1921

 

1921 wurde mit dem Bau des Krafthauses Moosbach das Elektrizitätswerk der Gemeinde St. Anton gegründet. 1940 umfasste die Versorgung von Gand bis St. Christoph 274 Häuser. Zu wenig für die wachsende Gemeinde, wo viele Beherbergungsbetriebe und die Bergbahnen mit Strom versorgt werden mussten. Deshalb stieg 1953 die TIWAG (Tiroler Wasserkraft AG) als Partner ein.

1985 Rosanna Kraftwerk

1985

 

1985 wurde das neue Kraftwerk an der Rosanna mit dem Speicher Verwall (31 m hohe Talsperre, Arbeitsvolumen von ca. 225 000 m³) fertiggestellt. Mit dem Speichersee entstand ein beliebtes Ausflugsziel und der Jahresbedarf der Gemeinde wurde weitgehend abgedeckt (geringer Stromzukauf im Winter).

1999 E-Werk wird EWA

1999

 

1999 erfolgte die Umgründung  des E-Werk St. Anton in „EWA Energie- und Wirtschaftsbetriebe der Gemeinde St. Anton GmbH“, die auch für Wasserversorgung, Kanal, Müllentsorgung und den Bauhof zuständig ist.

2005 Inbetriebnahme Kraftwerk Kartell

2005

 

2005 ging das Kraftwerk Kartell (8 Millionen m³ Wasser auf 2000 m Seehöhe) in Betrieb. 2014 wurde „Arlberg Strom“ als Marke etabliertund seit Oktober 2014 beliefert das Wasserkraftwerk Stanzertal, an dem die EWA und die Gemeinde St. Anton am Arlberg beteiligt sind, mit rund 52 Mio. Kilowattstunden ca. 14.000 Haushalte mit sauberem Strom.

2021 Eröffnung Nahwärme-Heizwerk

2021

 

2021 wurde das Nahwärme-Heizwerkin St. Anton am Arlberg eröffnet, das zu 100 % der EWA GmbH gehört. Die Gesamtleistung der EWA-Kraftwerke liegt derzeit bei ca. 12 Megawatt.