"Jede Kuh hat einen Namen"

Viehwirtschaft in St. Anton am Arlberg

Es braucht eine gehörige Portion Idealismus, um heutzutage eine Landwirtschaft zu führen. Noch dazu in gebirgigen Regionen wie dem Arlberg. Dabei erfüllt sie gerade dort eine wichtige Rolle für die Landschaftspflege und Bewahrung der Identität. Thomas Strolz, Ortsbauernobmann von St. Anton am Arlberg, über neue Chancen, alte Kühe und eine Leidenschaft, die niemals vergeht.

Welche Rolle spielt die Viehwirtschaft für den Tourismus in St. Anton am Arlberg?

 

Viele Betriebe, so auch mein eigener, werden mittlerweile im Nebenerwerb geführt. Trotzdem leisten die heimischen Bauern einen enormen Beitrag vor allem für den Sommertourismus. Unser Zuchtvieh verbringt den Sommer auf den Almen – das Jungvieh am Rendl und Galzig, die Milchkühe auf der Putzen- und Tritschalpe. Ohne unsere Aufräumarbeiten nach dem Winter und das regelmäßige Abweiden würde die wertvolle Kulturlandschaft der Almen verbuschen und somit für den Tourismus uninteressant werden.

Kuh

Auch die Erzeugnisse sind ein Aushängeschild der Region.
  
Im Sommer wird die Milch direkt auf der Alm zu Almkäse und Butter verarbeitet. Das sind echte Spezialitäten, die man unbedingt probieren sollte. Generell setzen wir in St. Anton am Arlberg aufgrund der kleinstrukturierten Betriebe bewusst auf Qualität statt Quantität. Eier, Milch, Käse, Fleisch, Wurst usw. finden bei der heimischen Bevölkerung großen Anklang. Neue Initiativen wie die Regiobox, die rund um die Uhr frische Produkte aus dem Automaten bietet, bringen Produzenten und Konsumenten noch besser zusammen. Teils laufen auch bereits Kooperationen mit der Gastronomie und Hotellerie, ein Ausbau wäre wünschenswert.

Thomas Strolz

Wie nehmen Sie den erstarkenden Regionalitätsgedanken wahr?

 

Das Bewusstsein und die Wertschätzung für ehrliche regionale Lebensmittel sind spürbar gestiegen. Das merke ich auch bei meinen Hausgästen, die die hofeigene Milch am Frühstücksbuffet begeistert trinken. Gäste erleben bei uns in St. Anton am Arlberg hautnah, wie viel Arbeit hinter einem qualitätsvollen Lebensmittel steckt.
Nachvollziehbare Kreisläufe und kurze Transportwege gewinnen für Konsumenten immer mehr an Bedeutung, bieten aber auch für uns Bauern einen hohen Mehrwert. Projekte wie die Modernisierung des Schlachthofs in Fließ zeigen, wie regionale Versorgungssicherheit und hohe Tierwohlstandards funktionieren können.

 

Der Begriff Tierwohl ist derzeit in aller Munde … 

  
In der Lebensmittelwirtschaft mag es ein neuer Gedanke sein, auf unseren familiengeführten Höfen ist die Sorge ums Tier selbstverständlich. Wenn du eine Kuh 13, 14, 15 Jahre in deinem Stall stehen hast und sie dir jedes Jahr ein Kalb geschenkt hat, willst du sie am Ende nicht auf einen langen Weg ins Ungewisse schicken. Wir bauen ja eine enge Beziehung mit den Tieren auf. Bei uns hat tatsächlich jede Kuh einen Namen.

Umgekehrt kennen die Tiere Sie auchganz gut, oder?

 

Ja klar. Meine Kühe verbringen den Winter im Stall. Das bedeutet, dass ich jeden Tag zu ihnen hingehen muss und sie von klein auf die Nähe zum Menschen gewohnt sind. Das hat den Vorteil, dass sie sich auf der Alm von Wanderern kaum aus der Ruhe bringen lassen. Wenn die Almbesucher ein paar Grundregeln beachten, steht einem einträchtigen Miteinander von Vieh und Mensch nichts im Wege. Nur mit Hunden ist Vorsicht geboten. Gefährliche Situationen entstehen, wenn Hunde bei einem drohenden Angriff nicht abgeleint werden.

 

Zum Abschluss: Warum sind und bleiben Sie Bauer?

 

Wenn man so wie ich in einer Bauernfamilie aufgewachsen ist, mit einem Vater, der auch schon begeisterter Züchter war, hat man eigentlich keine Wahl. Die Leidenschaft steckt in einem drin. Ich brauche den Kontakt mit dem Vieh und kann es mir nicht anders vorstellen.

Kühe

Sicheres Wandern: 10 Verhaltensregeln für den Umgang mit Weidevieh

Verhaltensregel Nummer 1

Kontakt vermeiden, Tiere nicht füttern!

Verhaltensregel Nummer 2

Ruhig verhalten, Weidevieh nicht erschrecken!

Verhaltensregel Nummer 3

Begegnung von Mutterkühen und Hunden vermeiden!

Verhaltensregel Nummer 4

Hunde an der kurzen Leine führen. Bei einem Angriff sofort ableinen!

Verhaltensregel Nummer 5

Wanderwege auf Almen und Weiden nicht verlassen!

Verhaltensregel Nummer 6

Versperrt ein Weidevieh den Weg, mit möglichst großem Abstand umgehen!

Verhaltensregel Nummer 7

Bei Herannahen von Weidevieh: ruhig bleiben, nicht den Rücken zukehren, den Tieren ausweichen!

Verhaltensregel Nummer 8

Schon bei ersten Anzeichen von Unruhe der Tiere die Weidefläche zügig verlassen!

Verhaltensregel Nummer 9

Zäune beachten! Falls es ein Tor gibt, dieses nutzen, danach wieder gut schließen und Weide zügig queren!

Verhaltensregel Nummer 10

Begegnen Sie den hier arbeitenden Menschen, der Natur und den Tieren mit Respekt!