Das Denkmal einer Skilegende

zu Ehren von Gertrud Gabl

Gertrud Gabl war eine erfolgreiche österreichische Skirennläuferin. Ihr Element war der Schnee, bis er ihr eines Tages zum Verhängnis wurde. Ein Denkmal in St. Anton am Arlberg erinnert an die sympathische Ausnahmesportlerin.

Als im Dezember 2019 am Platz vor der Rendlbahn (und jetzigen Gertrud Gabl-Platz extern) die Skulptur zu Ehren von Gertrud Gabl enthüllt wurde, waren viele bekannte Gäste anwesend, die sie persönlich gekannt hatten: u.a. Annemarie Moser-Pröll, Charly Kahr, Karl Schranz, Alfred Matt, Harald Rofner, Karl Gabl und Adi Werner. Und so kamen auch die Erinnerungen wieder: an die strahlende Siegerin großer sportlicher Wettbewerbe. Aber auch traurige Erinnerungen an jenen 18. Jänner 1976, als sich an diesem Platz hunderte Menschen versammelten und um das Leben der jungen Frau aus ihrer Mitte bangten. Vergeblich, denn nach dem Abgang einer Staublawine im freien Gelände am Rendl konnte Gertrud Gabl nur noch tot aus den Schneemassen geborgen werden. Sie war 28 Jahre alt, verheiratet mit dem Münchner Unternehmer Alfons Büttner und hatte eine kleine Tochter.

 

Seit Dezember 2019 trägt der Platz vor der Rendlbahn in St. Anton am Arlberg den Namen der 1976 verunglückten Skirennläuferin. Ein Denkmal erinnert zudem an die große Sportlerpersönlichkeit.

Denkmal von Gertrud Gabl
Gertrud Gabl Denkmnal

Sehr stolz auf die Mama 

 
Barbara Gabriel, die mit ihrer Familie in Vorarlberg lebt, war eineinhalb Jahre alt, als ihre Mutter so tragisch verunglückte. So lernte sie den wichtigsten Menschen ihres Lebens nur von Fotos, Videos und aus Erzählungen kennen. Weil Barbara bei ihrem Vater und ihren Großeltern in St. Anton am Arlberg und damit im Heimatort ihrer Mutter aufwuchs, wurde sie oft auf Gertrud Gabl angesprochen: „Ich freute mich, wenn die Menschen so schwärmerisch von ihr redeten. Man schätzte nicht nur ihr skifahrerisches Können, sondern mochte sie, weil sie so freundlich und bescheiden war. Ich bin sehr stolz auf meine Mama und möchte im Namen meiner Familie allen danken, die das Denkmal ermöglichten – dem Ski-Club Arlberg, der Gemeinde und dem Tourismusverband St. Anton am Arlberg und dem Künstler Christian Moschen, der das Denkmal  gestaltete.“  

 

Bildhauer Christian Moschen aus Grins entschied sich für die schöne Seite der Erinnerung: Die Metallskulptur aus Bronze und Edelstahl zeigt Gertrud Gabl, die Glaskugel des Weltcup-Gesamtsieges schwenkend, den sie in ihrer erfolgreichsten Saison 1968/69 einfuhr – zeitgleich mit dem ebenfalls aus St. Anton stammenden Karl Schranz, der von ihr sagt: „Für mich war Gertrud wie eine Schwester. Sie war eine Kämpferin auf Schnee und hat sich nichts sagen lassen.“

Erfolge von historischer Bedeutung

 
Dass zwei Gesamtweltcupsieger einer Saison aus dem gleichen Ort stammen, ist in der Weltcupgeschichte sehr selten. Im Gegensatz zu Karl Schranz beendete Gertrud Gabl ihre Karriere nach ein paar Jahren, sie trat 1972 vom internationalen Skisport zurück. Sportliche Rückschläge mochten dafür ausschlaggebend gewesen sein, aber auch die Liebe zu ihrem späteren Mann. Barbara Gabriel: „Aus Liebesbriefen meiner Eltern weiß ich, dass meine Mutter bei den Skirennen nicht mehr so leidenschaftlich bei der Sache war, seit sie meinen Vater kannte.“

 

Der Abschied vom Skizirkus fiel Gertrud Gabl auch deshalb nicht schwer, weil sie zu scheu war für die laute Medienwelt. Die deutsche Fachzeitschrift Ski schrieb 1969 über sie: „Es wird wenige geben, die diesem charmanten, immer lächelnden Mädchen einen Sieg nicht gönnen. Nur die Journalisten haben es bei Gabl-Siegen schwer, da sie selbst nach einem großen Erfolg viel zu schnell im Schatten anderer untertaucht, weil sie den Kamerawirbel ablehnt.“

Gertrud Gabl und Karl Schranz
Gertrud Gabl

In die Wiege gelegt

 
Schon als Kind war die 1948 geborene Gertrud Gabl souverän über die Schneehänge gekurvt. Ihr Vater Pepi Gabl trainierte sie. Er war selbst Rennläufer, betreute die Damenmannschaft in den USA, ging mit Jackie und Robert Kennedy Ski fahren und eröffnete die erste Skischule in Stowe, Vermont. Auch der Ski-Club Arlberg wurde auf Gertrud Gabl aufmerksam und förderte ihr Talent. Nach dem Ende ihrer Karriere gehörte das Skifahren weiter zu ihrem Leben – bis zu jener Skitour, deren Ausgang ganz Österreich in Trauer versetzte. Für ihren Cousin Karl Gabl, renommierter Meteorologe für alpine Expeditionen, war der tragische Unfall ein Schlüsselerlebnis: „In unserer Familie waren wir wie fast alle Arlberger bereits in jungen Jahren intensiv mit dem Bergsport befasst und früh mit den Gefahren vertraut, aber unser Wissensstand reichte oft dennoch nicht aus. Als meine Cousine unter die Lawine kam, beschloss ich, mein Wissen als Meteorologe und als Bergführer in den Dienst der alpinen Sicherheit zu stellen.“ Gertrud Gabl hinterließ Spuren – im Schnee, in der Skigeschichte und im Gedächtnis der Menschen. Damit diese lebendig bleiben, wurde in St. Anton am Arlberg eine Straße nach ihr benannt, und auch der Gertrud Gabl-Platz bei der Rendlbahn ist ein würdiger Ort für ihr Denkmal.

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VIDEO - Denkmal für Gertrud Gabl