Abschied vom Almsommer

Almabtriebe in der Region

Almsaison, das bedeutet drei Monate verantwortungsvolle Arbeit für Hirten, Melker und Senner. Ging den Sommer über alles gut, ist das für die Almleute ein Grund zum Feiern. Und der ganze Ort feiert mit!

Schon von Weitem kündigen sich die Almabtriebs-Prozessionen mit Glocken- und Schellengeläute an. Dann kommen sie ins Blickfeld, die Hirten mit ihren schön geschmückten Kühen. Die Zuschauer, die an den Straßen- und Wegrändern warten, können sich kaum satt sehen am farbenfrohen Schauspiel.


Das „Aufkranzen“ oder „Aufbuschen“ des Viehs beim Almabtrieb ist ein Jahrhunderte alter Brauch, der heute noch in Tirol zur gelebten bäuerlichen Tradition gehört. Auch am Arlberg wird dieses Fest regelmäßig Mitte September gefeiert. Dabei werden die Kühe und Rinder u. a. von der Putzenalpe, der Rendlalpe, der Alpe Tritsch, der Alpe Rossfall (jeweils St. Anton), sowie von der Malfonalm und der Nessler Alm (Pettneu), der Ganatsch Alm (Schnann) und der Dawin Alm (Strengen) nach Hause bzw. zu den Talweiden geführt. Manchmal schließen sich auch Pferde, Schafe und Ziegen der bunten Prozession an.

Traditioneller Kopfschmuck für Kühe

Die Stärkste und die Tüchtigste


Ein paar Tage vor dem Almabtrieb treffen sich die Ortsbäuerinnen und fertigen die Gebinde für den Almabtrieb aus Latschen, Tannengrün, Wacholder und anderen Pflanzen, die auf der Alm gedeihen. Auch die längst verblühten Almrosen kommen zu diesem Zweck mit ihren immergrünen und rostfarbenen Blättern noch einmal zu Ehren. Für die Farbenpracht sorgen Seidenblumen und bunte Bänder, zudem werden handgeschnitzte Kreuze, Bilder und Symbole, die das Almleben repräsentieren, in den Kopfschmuck eingearbeitet.


Der Aufputz der stärksten Kuh auf der Weide, die sogenannte „Stechstafel“, wird mit einer Spielhahnfeder und einem Spiegel geschmückt. Beides symbolisiert Würde und Kraft. Ebenso schön herausgeputzt wird die „Tüchtige“, die beste Milchkuh auf der Alm. Sie trägt die „Milchstafel“ – gekennzeichnet oft durch ein handgeschnitztes Arrangement, das Milchgeschirr abbildet. Die Nachmilchstafel und die Nachstechstafel zeigen die Zweitbesten in der jeweiligen Kategorie an. Die Kühe tragen ihren Schmuck mit Stolz, aber auch die Bauern können sich freuen: Sie dürfen die Auszeichnungen ihrer tüchtigen Kühe behalten.


Ausdruck des Dankes & der Freude


Die Arlberger Bauern schmücken ihre beiden Leitkühe besonders prächtig. Der Rest der Herde bekommt ein kleines Schmuckkränzchen an die Schellen gebunden. Das ist jedoch  nur dann der Fall, wenn auf der Alm keine Kuh verunglückt ist. Sollte ein Tier abgestürzt sein, tragen die Leitkühe ein schwarzes Band. Früher wurde der Almschmuck auch als Schutz gegen Dämonen eingesetzt. Heute ist er vor allem ein Ausdruck des Dankes und der Freude, dass kein Unglück geschehen ist. Sollten Spiegel und Glocken tatsächlich Dämonen vertreiben und gute Geister anlocken, ist das
ein willkommener Nebeneffekt.

Almabtrieb in Pettneu

Obwohl man dabei vom „Obfohra“ oder „Hamfohra“ spricht, wandern die meisten Rinder, Kühe und Kälber in Begleitung ihrer Hirten beim Almabtrieb zu Fuß ins Tal zu den heimatlichen Höfen. In St. Anton treffen sich die Herden um ca. 13.00 beim Kreisverkehr vor dem TVB Büro und ziehen anschließend durch die Fußgängerzone bis zum Griesplatz. Das gibt den Zuschauern ausgiebig Gelegenheit, die Tiere mit ihrem prächtigen Schmuck zu bewundern. Anschließend feiern Hirten, Dorfbewohner und Gäste gemeinsam mit Musik und guten Schmankerln.