Auf der Piste mit Jackie und Kirk

Auf der Piste mit Jackie und Kirk

Das „Snow-how“ der Arlberger Skipioniere war in der ganzen Welt gefragt. Als Skilehrer, Trainer und Manager halfen sie beim Aufbau berühmter Skidestinationen in Übersee.

Ein Berg kann nicht um die Welt reisen, aber sein Name kann es. Noch dazu, wenn er so überzeugende Botschafter hat wie der Arlberg, nämlich jene Pioniere, die ab 1950 als Skilehrer (fast) in der ganzen Welt tätig waren, erstaunliche Entwicklungen beim Aufbau mondäner Skigebiete vorantrieben und das Skifahren international populär machten.


Vor allem die aufstrebenden Skidestinationen der USA zeigten großes Interesse an den bestens ausgebildeten österreichischen Skilehrern. Für die jungen Arlberger Burschen (vereinzelt auch Mädchen) eröffnete sich dadurch eine wunderbare Chance, die Welt kennenzulernen und mit ihrem geliebten Sport Geld zu verdienen – begünstigt durch den damals hohen Dollar-Umrechnungskurs. Die meisten Arlberger Skilehrer waren an der amerikanischen Ostküste im Einsatz, andere verschlug es in die Rocky Mountains und an die Westküste. Wo auch immer sie tätig waren: In den USA wurden sie wie Stars empfangen, und sie durften in den luxuriösen Skiorten Prominenten aus Politik, Showbusiness, Film und Fernsehen das Skifahren beibringen. 


Ihre Hauptaufgabe aber war die Fortbildung der Skilehrer vor Ort. In den 1990er Jahren, als die Amerikaner in Ausbildung und Infrastruktur aufgeholt hatten, ging die „Saison“ der österreichischen Skilehrer in den USA zu Ende. „Where have all the Austrians gone?“, titelte ein Tourismusmagazin aus Vermont im Winter 1998. Wo waren sie hin? Zurück am Arlberg, um sich in der Heimat eine Existenz aufzubauen. Nur wenige blieben für immer im Ausland


St. Antoner Pioniergeist

Hannes Schneider

Japan und North Conway (New Hampshire)


Eine neue Heimat in Amerika fand Hannes Schneider, der 1921 am Arlberg die erste Skischule Österreichs gründete, die Skifahr-Technik revolutionierte und sich auch als Skirennfahrer und Schauspieler in Filmen wie „Der weiße Rausch“ einen Namen machte. Schneider lehrte seine Arlberg-Technik sogar in Japan und sein berühmtester Schüler war der japanische Kaiser. Daraus resultierte eine noch immer bestehende 50-jährige Partnerschaft mit dem Ort Nozawa Onsen. So findet man im japanischen Ort Hotels und Pensionen wie z.B. das Hotel Tannenhof, das Hotel Kandahar Piste oder die Pension Schnee. 1936 bereiste er erstmals die Vereinigten Staaten und hielt Skidemonstrationen im Madison Square Garden ab. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wanderte Schneider mit seiner Familie in die USA aus und baute in North Conway (New Hampshire) ein Skigebiet auf. Er verstarb 1955 in den Staaten. 

Friedl Pfeifer

Sun Valley (Idaho) und Aspen (Colorado)


Friedl Pfeifer, geb. 1911 in St. Anton am Arlberg, war erfolgreiches Mitglied der österreichischen Skinationalmannschaft. 1938 übersiedelte er in die Vereinigten Staaten, wo er seine Rennläufer-Karriere fortsetzte. Später wurde er Leiter einer Skischule in Sun Valley, Idaho. Mit seiner Hilfe konnten die Skigebiete am Aspen Mountain (Ajax) und am Buttermilk Mountain erschlossen werden. Er starb 1995 in Paradise Valley, Arizona. Kürzlich wurde in St. Anton am Arlberg eine Straße nach Friedl Pfeifer benannt.

Karl Fahrner

Stowe (Vermont) und Lake Placid (New York)


Karl Fahrner, ein bekannter österreichischer Skirennläufer, wurde 1929 in St. Anton am Arlberg geboren. 1950 ging er in die USA und arbeitete in Stowe (Vermont) als Skilehrer. Nach einer zweijährigen Beratertätigkeit beim Kanadischen Skiverband übernahm er 1959 das Training der japanischen Nationalmannschaft. Danach arbeitete er als Skilehrer und Skischulleiter, zunächst in Broadmoor (Colorado) und später am Whiteface Mountain in Lake Placid. Sein Engagement als persönlicher Skilehrer der Familie von John F. und Jackie Kennedy trug ihm eine persönliche Widmung des amerikanischen Präsidenten ein. Fahrner hatte sogar eine eigene TV-Show, bei der er auf einer Studiobühne Ski-Übungen vorzeigte. 1974 kehrte er an den Arlberg zurück, wo er 1996 starb.

Ferdl Nöbl

Australien, Argentinien, Sun Valley (Idaho) und Vail (Colorado)


Was ist schöner: über eine weiße Piste zu kurven oder über einen roten Teppich zu laufen? Ferdl Nöbl, Jahrgang 1935, kennt beides. Der Arlberger Skipionier ging bei den Oscar Awards an der Seite von Kirk Douglas, seinem gelehrigen Skischüler, über den roten Teppich. Auch Janet Leigh, Barbara Streisand und viele weitere Weltstars nahmen bei ihm Skiunterricht. Nöbl war während der Wintermonate in den USA im Einsatz (u. a. in Sun Valley und in Vail) und während der Sommermonate in Australien und Argentinien, wo er auch als Trainer der argentinischen Damen-Nationalmannschaft arbeitete. „18 Jahre habe ich keinen Sommer erlebt, das kann kaum ein anderer österreichischer Skilehrer von sich behaupten“, erzählte er einmal schmunzelnd. 

Franz Klimmer

Australien und Sun Valley (Idaho)


„Es war die schönste Zeit meines Lebens“, erinnert sich Franz Klimmer an seine Auslandssaisonen als Skilehrer. Er wurde 1946 geboren und machte sich nach der staatlichen Skilehrerprüfung mit 19 Jahren auf den Weg nach Australien, um dort sein Können weiterzugeben, 1969 kam er zum ersten Mal nach Sun Valley in Idaho. Dort hatten sich viele Hollywoodgrößen ein Domizil gebaut und fast
alle wollten Skifahren lernen. Acht Jahre arbeitete Franz als Skilehrer in Sun Valley, seit 50 Jahren fliegt er jährlich in die USA, um die damals entstandenen Freundschaften aufzufrischen. „Für uns war das eine wunderbare Möglichkeit, die Welt und andere Lebensstile kennenzulernen. Der Kontakt mit den Stars hat uns natürlich auch gefallen!“

Toni Marth

Chile und Sugar Bowl (Kalifornien)


Toni Marth, der 1959 in Portillo/Chile für Othmar Schneider aus Lech als Skilehrer tätig war, ereilte in den 1960er Jahren der Ruf, in Kalifornien das Ski-Juniorteam Sugar Bowl und anschließend das US-FAR WEST Damenteam zu trainieren. 1964 bekamen er und seine Frau Linda die „Green Card“ für die USA und betrieben ab diesem Zeitpunkt fast 30 Jahre lang eine Skischule in Sugar Bowl. Für die
vierköpfige Familie bedeutete das ein ständiges Hin und Her zwischen Tirol und den Staaten. Während des Aufenthaltes in Kalifornien unterrichtete Linda Marth ihre beiden Söhne zusätzlich zum Schulbesuch selbst. „Ich wundere mich heute, dass ich das geschafft habe, aber es war eine schöne Zeit“, sagt sie. „Einer unserer beiden Söhne ist in den USA geblieben, und ich fliege noch immer jeden Sommer in unser Haus am Lake Tahoe. Wir haben wunderbare Menschen kennengelernt, und wir alle sind dankbar, dass wir diese Gelegenheit hatten!“