Rosannabrücke im Sommer

Ein Denkmal über dem Fluss

Nagelprobe für eine Brücke: Die überdachte Rosannabrücke in Strengen hält ohne eiserne Verbindungsmittel. Sie ist die  älteste ihrer Art in Tirol und ein kulturhistorisches Juwel.

Die Rosannabrücke von Strengen ist der „Urtyp“ einer Brücke: Sie wurde 1764 zur Gänze aus Holz und ohne eiserne Verbindungsmittel wie Nägel, Schrauben oder Klammern errichtet. Einzig die solide Handwerkskunst hielt das Bauwerk zusammen, bis morsche Bretter und Balken eine Renovierung erforderlich machten. Nachdem bereits 1975 eine Dachsanierung vorgenommen worden war, wurde die Brücke 2014 generalüberholt – unter strengen Vorgaben, denn sie steht seit 1972 unter Denkmalschutz und sollte ihrer originalen Art entsprechend ohne Metallteile restauriert werden.  

Rosannabrücke - Durchgang
Rosannabrücke von der Seite

Das bedeutete eine große Herausforderung für die heimischen Zimmerleute und Statiker, die eigens ein Brückenbauseminar absolvierten, um ein Restaurierungskonzept auszuarbeiten. Zusätzlich zu den handwerklichen Leistungen erwarteten die Spezialisten gefährliche Arbeiten hoch über der Rosanna. Da die Brücke auf einer Seite abzusacken drohte, musste sie beidseitig mit Betonpfeilern stabilisiert werden. Auch die Brückenbauer im 18. Jahrhundert hatten Großartiges geschafft: Allein die Besorgung des Holzes war damals eine Höchstleistung. Die bis zu zehn Meter langen Baumstämme wurden auf Schnee von der Dawinalm ins Tal getriftet. Weil es zwei Winter lang wenig geschneit hatte, verzögerte sich der Brückenbau, aber dann war es soweit und die Arbeiter legten los. 

Die 38 Meter lange Rosannabrücke mit 18 Metern Spannweite wurde als einspurige, kombinierte Balken- und Hängewerksbrücke mit einem Satteldach konstruiert und mit einer Bretterverschalung auf der Wetterseite versehen. Anfangs diente sie dem Erreichen der südseitigen Flur- und Waldgrundstücke. Der Hauptort Strengen bestand damals nur aus einigen Häusern und über die Brücke holperten vor allem Fuhrwerke und Schlitten. Mit dem Bau der Arlbergbahn im Jahr 1884 gewann die Brücke an Bedeutung. Jene Arbeiter, die in Strengen untergebracht waren, und alle Einwohner, die zum Bahnhof auf der anderen Seite wollten, mussten über die Brücke. Für den Autoverkehr war die schmale Brücke mit ihrer steilen, fast rechtwinkligen Zufahrt problematisch. 1963 wurde an anderer Stelle eine neue Brücke errichtet. Seither ist das kulturhistorische Juwel aus verkehrstechnischer Sicht bedeutungslos, aber es erfüllt noch seine Funktion als Fußgängerbrücke. Wer beim Überqueren der Brücke aufmerksam ist, entdeckt schriftliche Zeichen: "1764".

Rosannabrücke - Eingang